Gläser ziehen kein Vakuum - Gründe und Lösungen
Im Zusammenhang mit dem Einmachen von Marmelade, Mus oder Saft fällt häufig der Begriff 'Vakuum ziehen'. Dazu kommen immer wieder viele Fragen. Denn das Vakuum bzw. der Unterdruck im Glas ist ganz entscheidend bei der Haltbarmachung von Lebensmitteln.
Warum das so ist, wie er entsteht und woran man erkennt, ob das Vakuum im Glas intakt ist, erfahrt Ihr hier. Außerdem verrate ich Euch einen Trick, mit dem Ihr bei noch heißen Gläsern schnell feststellen könnt, ob ein Vakuum entstanden ist oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
Vakuum ziehen beim Marmeladekochen und Einmachen
Beim Haltbarmachen von Lebensmitteln nutzen wir zum einen Hitze, die alles abtötet, was Verderb verursachen könnte, zum anderen das Vakuum. In diesem Video erkläre ich Euch, wie bei der Heißabfüllung oder beim Einkochen im Wasserbad und der anschließenden Abkühlung im verschlossenen Glas Unterdruck entsteht. Außerdem zeige ich Euch, worauf Ihr beim Einfüllen von Marmelade und Co. achten müsst, damit es klappt, und wie Ihr am Twist-Off-Deckel oder WECK-Verschluss sehen und hören könnt, ob sich im Glas ein Vakuum gebildet hat oder nicht.
Beim Heißeinfüllen in Twist-Off-Gläser passiert Folgendes: Wir füllen in ein Glas etwas Heißes ein, sodass wir oben noch etwas Luft haben, und drehen den Twist-Off-Deckel auf das Glas. Beim Erkalten zieht sich die Luft zusammen und die Dichtung sorgt dafür, dass keine neue Luft hineinströmen kann. Das verursacht den Unterdruck, der bis zum Öffnen des Glases bleiben muss, damit sich die Marmelade oder anderes Einkochgut hält. Wichtig ist, dass die Dichtung und der Rand sauber sind, denn wenn etwas zwischen Dichtung und Glas sitzt, kommt Luft herein, es bildet sich kein Vakuum und das Lebensmittel wird schlecht.
Bei der Wasserbad-Methode wird das gefüllte und verschlossene Glas in einen Topf mit Wasser gestellt und erhitzt. Durch die Erhitzung breitet sich das Einkochgut aus. Auch die heiße Luft dehnt sich aus und kann durch die flexible Dichtung der TO-Deckel entweichen. Beim Erkalten kann keine neue Luft ins Glas hineinkommen, das Einkochgut zieht sich zusammen, und es bildet sich Unterdruck. Die Funktionsweise des Twist-Off-Deckels ist die gleiche wie die des WECK-Systems mit seinem Glasdeckel, Gummiring und den Metallfedern. Beim WECK-Verschluss erkennt man leicht, ob das Vakuum intakt ist. Man sieht es an der Lasche: Zeigt sie nach unten, ist alles in Ordnung, zeigt sie nach oben, ist kein Vakuum vorhanden. Beim TO-Verschluss ist es dadurch zu erkennen, dass sich der Deckel nach innen wölbt. Hat er einen Button ist es noch einfacher zu sehen: Der Knopf im Deckel zieht sich nach innen, wenn Unterdruck entstanden ist. Und man hört es: Beim Öffnen entsteht ein Plopp-Geräusch. Auch bei Weck-Verschlüssen kann man es beim Öffnen hören: Zieht man die Lasche heraus, gibt es einen Zisch-Laut.
Hier seht Ihr, wie das geht.
Kein Vakuum nach dem Einkochen? Hier ist die Lösung!
Woran kann es liegen, wenn das Pflaumenmus nach dem Einkochen kein Vakuum gezogen hat? Ist es haltbar oder nicht, wenn der Button im Deckel nicht reingegangen ist? Und kann man Mus überhaupt kalt abfüllen? Diese Fragen kommen häufig, wenn es darum geht, Pflaumen, Äpfel oder Quitten zu Mus oder Saft einzukochen. In meinem Video gebe ich Euch darauf eine Antwort und erkläre, was Ihr besonders in Bezug auf Abfülltemperatur und Füllmenge beachten solltet und was es mit dem 'Nennvolumen' auf sich hat.
Ich demonstriere Euch am Beispiel von eingekochter Quittenpulpe, worauf Ihr besonders beim Abfüllen von Fruchtmus achten solltet. Ich habe zwei gleich große Gläser mit lauwarmer Pulpe auf zweierlei Weise abgefüllt: Bei dem einen habe ich oben einen Luftraum freigelassen, das andere habe ich randvoll gefüllt. Dann habe ich beide Gläser für 30 Minuten bei 90 °C im Dampfgarer eingekocht. Bei dem Glas mit Luftraum hatte sich der Button nach innen gezogen, d. h. man kann sicher sein, dass Unterdruck entstanden ist. Bei dem randvoll gefüllten Glas ragte der Button hingegen heraus und der Inhalt war über die Mündung in den Deckel gelaufen. Des Rätsels Lösung ist die Luft. Denn wenn wir ein Glas mit Luftraum haben, dehnt sich das Füllgut beim Erhitzen aus und die heiße Luft wird herausgedrückt. Beim Erkalten entsteht im Glas ein enormer Unterdruck, der den Button reinzieht. Füllen wir kaltes oder lauwarmes Füllgut aber randhoch ins Glas, gibt es nicht genügend Luft und Zug, um den Knopf reinzuziehen. Es kann sein, dass dieses Glas ok ist. Wir können das aber erst erkennen, wenn wir es öffnen, denn dann kann es trotzdem das Plopp-Geräusch machen. Da wir aber gern sichergehen wollen, empfehle ich Euch, die Gläser mit Mus nicht zu hoch zu füllen.
Es gibt noch eine weitere Besonderheit beim Einkochen von Fruchtmus, auf die ich Euch gern aufmerksam machen möchte. Denn pürierte Früchte sind nicht so leicht erhitzbar, wie man denkt. Ich habe die Pulpe in einem Topf aufgekocht und die Temperatur gemessen. Erstaunlicherweise lag sie nur bei 79 °C, obwohl die Pulpe schön blubberte. Das bedeutet, man muss sie länger kochen, um die Temperatur über 90 °C zu bekommen. Meine Empfehlung: Heizt Fruchtmus erst auf kleiner Stufe vor und kocht es dann langsam auf. Und verwendet ein Einkochthermometer, um sicher zu sein, ob Ihr die richtige Temperatur zur Heißeinfüllung erreicht habt.
Zum Schluss möchte ich Euch noch den Unterschied zwischen ‘Nennvolumen’ und ‘Randvollvolumen’ erklären. Diese Angaben findet Ihr häufig bei der Bezeichnung von Gläsern. Das Nennvolumen bezeichnet die Füllhöhe des Einkochguts bis zur Mündung, während das Randvollvolumen - wie der Name schon sagt - die volle Füllhöhe bis zum Glasrand meint. Nehmen wir z. B. das Sturzglas 440 ml. Die Volumenangabe bezieht sich meistens auf das Randvollvolumen. Zieht man beim Sturzglas 235 ml einfach die 20 ml vom Rand bis zur Mündung ab, wissen wir, dass es ein Nennvolumen von 215 ml hat.
Vakuum Früherkennungs-Trick
Leider stellen wir meistens erst fest, dass beim Einkochen kein Vakuum entstanden ist, wenn das Einkochgut schon abgekühlt ist. Es dann noch zu retten, ist ein Riesenaufwand. Daher wäre es doch super, wenn wir das schon früher erkennen würden - gleich nach dem Einkochen, wenn die Gläser noch heiß sind. Denn dann könnten wir unser Eingekochtes viel besser und leichter retten. Es gibt einen Trick, wie Ihr das bei TO-Deckeln mit Button feststellen könnt, und den möchte ich Euch in diesem Video gerne zeigen.
Wenn wir z. B. 12 Gläser Gulasch einkochen und feststellen, dass 2 Deckel nicht zu sind, wenn es schon erkaltet ist, haben wir ein Problem. Man muss dann das ganze Gulasch noch einmal erhitzen, noch einmal die Deckel draufsetzen, um sicherzugehen, dass das Vakuum nach dem Erkalten wirklich intakt ist. Wenn wir gleich feststellen, dass die Deckel nicht dicht sind, während das Einkochgut noch heiß ist, haben wir ein leichteres Spiel. Einfach Gläser aufmachen, Rand abwischen, eventuell Deckel austauschen, zudrehen und nochmal kurz erhitzen, damit auch der Luftraum heiß genug ist. Ich zeige Euch hier einen ganz simplen Trick, mit dem Ihr die Dichtigkeit der Deckel überprüfen könnt.
Ich demonstriere Euch diesen Trick anhand von 4 Gläsern, in die ich heißes Wasser gefüllt habe und die ich mit Twist-Off-Deckeln mit Button verschlossen habe. Der heiße Dampf hat die Knöpfe hochgedrückt, aber sie ziehen sich nicht rein. Das bedeutet, dass wir nicht sicher sein können, ob das Vakuum intakt sein wird oder nicht. Ich nehme also einen mit kaltem Wasser ausgespülten Lappen und halte ihn ausschließlich auf die Mitte des Deckels. Der Button zieht sich dadurch rein und kommt kurz danach mit einem Plopp-Geräusch wieder raus. Das macht es bei allen 4 Gläsern, was bedeutet, dass diese Gläser Vakuum ziehen werden. Man kann die ‘Kalte-Lappen-Technik’ bei allen Einkochgläsern mit Metalldeckeln und Button verwenden. Kleiner Tipp: Die Technik funktioniert erst, nachdem die Gläser ca. 10 Minuten stillgestanden haben.
Fehlerquellen vermeiden - Tipps für gutes Gelingen
Ein Vakuum im Glas entsteht, wenn sich die Luft im Glas durch Hitzeeinwirkung ausdehnt und ein Verschluss den Austritt, jedoch nicht das Nachströmen von Luft zulässt. Das Prinzip, das die Firma WECK bereits vor mehr als 100 Jahren anwandte, ist das eines Überdruckventils. Die heiße Luft entweicht aus dem Glas, bis sich der Inhalt abgekühlt hat. Da sich der heiße Inhalt beim Abkühlen wieder zusammenzieht, aber keine Luft ins Glas gelangt, entsteht ein Vakuum. Der Verschluss wird fest angesaugt und das Glas ist luftdicht verschlossen. Genau so funktionieren übrigens auch Twist-Off-Deckel und Bügelverschlüsse.
Wer selbst einkocht, wird leider nicht immer mit Erfolgserlebnissen belohnt. Manchmal entsteht gar kein Vakuum, manchmal löst es sich bereits nach einigen Tagen oder Monaten wieder - die Ursachen können unterschiedlicher Natur sein. Meist reicht es aber schon aus, ein paar Kleinigkeiten zu ändern oder zu beachten, dann klappt es auch sicher mit dem Selbstgemachten.
Hier ein paar Tipps für gute Ergebnisse.
Das richtige Zubehör
Wer auf das richtige Zubehör setzt, macht sich das Einkochen leichter:
- Verschmutzte Ränder am Marmeladenglas sind oft eine Ursache für undichte Gläser.
- Trichter in geeigneter Form sollten deshalb zu Ihrer Standardausrüstung gehören.
- Mit einem Glasheber bekommt man Einmachgläser aus dem Einkochtopf, ohne dass der Verschluss angefasst werden muss.
- Und um die richtige Menge zu bestimmen, ist eine Küchenwaage überaus nützlich.
Mehr zum Thema: Einkochzubehör - Grundausstattung für Einsteiger
Frische Lebensmittel verwenden
Überlagerte Lebensmittel gehören nicht in Vorratsgläser: Tomaten, Beeren und Gemüse sollten reif, aber nicht faul sein. Sind schadhafte Stellen vorhanden, sollten diese vor dem Einkochen entfernt werden. Andernfalls riskiert man einen schnellen Verderb der Konserven.
Einkochen nach Rezept bzw. Einkochbuch
Bei der Zubereitung ist sauberes und gewissenhaftes Arbeiten wichtig, sonst kann beim Einkochen auch mal etwas schiefgehen. Experimente und Eigenkreationen sind zwar generell kein Problem, allerdings benötigt man etwas Erfahrung und ein Gefühl für Konsistenz und Einkochzeit.
Wir empfehlen, sich bei den ersten Anfängen grundlegend an Rezepte bzw. Bücher wie das WECK-Einkochbuch oder Vorrat halten zu orientieren.
Gläser und Verschlüsse vor dem Abfüllen prüfen
Verwendet man zum Einkochen bereits benutze Gläser, Flaschen und Verschlüsse, ist es wichtig, vor dem Abfüllen nochmals einen Blick auf die Verschlüsse zu werfen. Deckel gehören zu den 'Verschleißteilen' und sollten regelmäßig getauscht werden. Zum Beispiel bei TO-Veschlüssen wird die Dichtung im Inneren (entspricht dem WECK-Gummi) mit jeder Anwendung beansprucht und kann irgendwann dazu führen, dass sie nicht mehr bündig auf dem Glasrand sitzt, weshalb dann zwangsläufig kein Vakuum entstehen kann.
Liegt der Deckel direkt nach dem Abfüllen oder Einkochen locker auf, kann man den Inhalt des Glases problemlos – mit einem intakten Verschluss – nochmals einkochen.
Mehr zum Thema: Was ist ein Twist-Off-Deckel und wie benutze ich ihn?
Abfülltemperaturen beachten
Hitze tötet Keime ab und der Luftabschluss im vakuumierten Glas verhindert das Wachstum von Bakterien. Diese Kombination ermöglicht eine lange Haltbarkeit von eingeweckten Lebensmitteln. Ist die Abfülltemperatur allerdings zu niedrig, können Keime in das Glas oder die Flasche gelangen und sich trotz Vakuum ausbreiten.
Temperaturen unter 80 °C sollten deshalb vermieden werden. Daher sollte man Eingekochtes vor dem Abfüllen in Gläser sprudelnd aufkochen und die Temperatur im Blick behalten. Zügiges Arbeiten und gutes Equipment können diese Fehlerquelle in der Regel schnell beheben. Wenn man ganz sichergehen möchte, kann man Einmachgläser auch zusätzlich im Wasserbad nachpasteurieseren.
Mehr zum Thema: Die Techniken des Haltbarmachens
Fragen und Antworten
Zuschauer: Woran man erkennt, dass das Vakuum da ist: Ohne Vakuum klingt das Klopfen auf dem Deckel heller.
Steffi: Klopfen ist eine gute Idee! Allerdings muss eine Marmelade nicht unbedingt schlecht sein, wenn das Vakuum nicht intakt scheint. Bei kleinen Gläschen zum Beispiel reicht der Unterdruck manchmal nicht aus, um den Deckel reinzuziehen. Dazu ist zu wenig Luftraum da. Sie sind trotzdem nicht schlecht. Wenn die Marmelade keinen Schimmel hat, nicht gärt und immer noch gut aussieht und schmeckt, müsste sie eigentlich essbar sein.
Kann man Schraubgläser auch in den Einkochkessel packen, z. B. in den elektrischen?
Ja, das geht. Am besten lässt man dabei allerdings die Schulter und den Deckel aus dem Wasser herausgucken. Die Twist-Off-Deckel sind manchmal nicht komplett dicht, bis sie erwärmt sind und das Vakuum beginnt, sich zu ziehen. Es gibt Leute, die auch diese Gläser komplett im Wasser versenken, wie die WECK-Gläser. Das kann, muss aber nicht bei allen funktionieren.
Ich habe mir alles zum Einkochen gekauft. Bei den größeren Gläsern hat das Vakuum auch funktioniert. Nur bei den kleinen Gläsern nicht. Wenn man in die Mitte drückt, geht es nach unten, knackt und springt aber sofort wieder zurück. Kann ich das Obst trotzdem aufheben oder soll ich es lieber gleich essen?
Das Vakuum sollte drin sein, wenn nicht, am besten die Gläser in den Kühlschrank stellen und in Kürze essen. Oder nachpasteurisieren, wenn es gerade erst passiert ist: Deckel auf, Rand säubern, Deckel zu, nochmal einkochen.
Muss ich den Twist-Off-Deckel im Einkochtopf schon richtig zudrehen?
Es geht zwar mit den TO-Gläsern, ist aber nicht nötig. Auch hier wird davon ausgegangen, dass die Luft beim losen Auflegen besser entweichen kann, was vielleicht stimmt. Auf der anderen Seite gibt es beim späteren Zudrehen wieder Spielraum dafür, dass das Ganze zu sehr abkühlt und Mikroorganismen eindringen können. Zudem funktioniert es mit dem Twist-Off-System nicht immer, weil die Deckel sich nicht wirklich 'lose auflegen' lassen, dafür waren sie ja auch nicht gedacht. Du musst nur darauf achten, dass der Temperatursprung nicht zu groß ist. Diese 'normalen' Gläser halten einen Sprung von 30-40 °C aus. Du solltest also keine kalten Gläser in kochendes Wasser stellen oder heiße Gläser in kaltes Wasser. Die Temperatur muss angepasst sein.
Was kann ich tun oder verbessern, um sicher zu sein, dass die Gläser wirklich dicht sind?
Die Dichtigkeit siehst Du am 'nach Innen gezogenen' Deckel. Ist das gegeben, ist der Unterdruck intakt. Wenn es beim Öffnen eine Art Zischen gibt, ist dies auch ein Zeichen dafür, dass das Glas dicht war. Wenn Du dir bei den Twist-Off-Gläsern nicht sicher bist, kannst Du dir auch Deckel mit einem 'Button' kaufen, daran sieht man es sehr deutlich.
Wenn ich Reste überhabe, kann ich die kalt in die Gläser geben und dann vakuumieren, damit sie im Kühlschrank noch 1-2 Wochen halten?
Das Vakuumieren bei kalten Speisen wird nicht so gut gehen, wie bei heißen. Die Mikroorganismen sind in kalten Speisen ziemlich aktiv und es ist ja nur ein Unterdruck, kein richtiges Vakuum (Luft ist noch vorhanden). Insofern wird das Vakuumieren kalter Speisen die Haltbarkeit zwar etwas verlängern, aber nicht allzu wesentlich. 1-2 Wochen würde es, je nach Speise, voraussichtlich nicht halten.
Wie ist das mit den Bügelverschlussgläsern, sieht man da auch irgendwie, ob die Vakuum gezogen haben?
Bei den Bügelgläsern kann man es manchmal daran sehen, dass die 'Nase' des Gummis nach unten zeigt. Ansonsten hört man es beim Öffnen. Ich empfehle Bügelgläser für Heißabfüllung nicht, besonders nicht bei Marmelade. Der 'Kopfraum', also die Luft zwischen Füllgut und Deckel, ist sehr groß und die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperatur bei Heißabfüllung unter die nötigen 80 °C rutscht, ist daher sehr groß. Für das Einlegen und auch für Essiggemüse sind sie allerdings prima.
Was tue ich denn, wenn die Marmeladengläser kein Vakuum gezogen haben? Gibt es eine Möglichkeit, dieses im Nachhinein herbeizuführen?
Du kannst gleich, nachdem Du gesehen hast, dass ein Glas kein Vakuum gezogen hat, es noch einmal aufmachen, Rand und Deckel säubern und das Glas noch einmal für 10-30 Minuten im Wasserbad nachpasteurisieren. Dazu muss der Inhalt aber noch heiß sein. Ist der Inhalt bereits kalt, muss er noch einmal erhitzt werden. Und sollte es sich um einen bereits benutzten Deckel handeln, gleich den Deckel erneuern.
Bei Mus mache ich es meistens so, dass ich es erst in Stückchen koche und erst am Ende noch am Herd püriere. So wird die gewünschte Temperatur schneller erreicht und es brennt nicht so schnell an. Mit passierten Dingen geht das natürlich nicht, aber mit allem anderen schon.
Das ist sehr, sehr sinnvoll und funktioniert super - das hätte ich mal im Video erwähnen sollen, es fiel mir in dem Moment aber leider nicht ein.
Ich habe gestern Quittensenf gekocht, in WECK-Minitulpengläschen eingefüllt und eingekocht. Heute Morgen habe ich die Klammern entfernt. Bei zwei Gläschen ist etwas ganz Kurioses passiert. Der Nippel des Gummis steht nach unten, der Deckel lässt sich auch nicht abheben, ABER: Der Deckel kann gedreht werden. Kannst Du mir weiterhelfen, was hier passiert sein könnte? Und ist der Senf so jetzt haltbar?
Mach Dir keine Sorgen. Mit genug Kraft kann man die WECK-Deckel immer drehen. Solange der Unterdruck da ist, ist alles in Ordnung.
Habe gestern Apfelmus gekocht und ein Glas hatte ich recht voll befüllt, auf den Kopf gestellt und das Mus quoll aus dem Deckel. Meine Vermutung (nach Eurem Video): zu voll - zu viel Überdruck. Liege ich mit meiner Vermutung richtig?
Ja, das wird so sein, denn irgendwo muss es ja hin.
Ich habe mal gelernt, dass Mus nach dem Pürieren nochmals aufgekocht werden sollte, damit sämtliche Luftbläschen entweichen, bevor es in die Gläser abgefüllt wird. Keine Ahnung, ob das stimmt, finde es aber logisch.
Wenn Du es heiß abfüllst, muss es komplett auf mindestens 80 °C, besser 90 °C erhitzt werden. Aber auch, wenn das im Wasserbad eingekocht wird, schadet es sicher nicht, vor dem Abfüllen noch einmal aufzukochen.
Mein Problem ist, dass ab und an nicht alle WECK-Gläser ein Vakuum gezogen haben, denn die Lippe zeigt gerade nach vorn, statt nach unten! Letzte Woche habe ich Tomatenpüree gemacht. Als ich es (ohne Klammern natürlich) in den Vorratskeller gestellt hab, zeigten alle Lippen nach unten. Heute ist mir aufgefallen, dass eine gerade stand. Es ist jetzt schon das ein oder andere Mal passiert. Alle anderen zeigen nach unten. Es ist ja nicht weiter problematisch, wird es halt schnell verbraucht! Aber es ist ärgerlich, weil meine selbstgemachten Erzeugnisse im besten Fall bis nächstes Jahr halten sollen. Hast Du einen Tipp, einen Rat, warum immer mal wieder ein Glas nicht schließt?
Sitzen die Deckel denn ohne Klammern noch fest auf dem Glas? Dann ist alles ok. Das mit der Gummilippe ist nur ein Indiz. Soll heißen: Aha, das Glas schau ich mir mal an, ob es noch zu ist. Egal, wo der Gummi hinschaut: Es kann dennoch dicht sein. Früher hatten die WECK-Gläser oben eine Rille. Da war das ein zuverlässiger Anzeiger. Heute sind die oben glatt. Da kann es auch mal anders sein. Der Unterdruck ist erst weg, wenn der Deckel lose aufliegt.
Spricht etwas dagegen, grundsätzlich nur bis zum 'Nennvolumen' zu füllen oder gibt es Sachen, wo man randvoll befüllen muss?
Ein klares Nein. Es muss immer Luft im Glas sein. Die zieht sich beim Erkalten zusammen und erzeugt damit den Unterdruck. Ist keine Luft drin, läuft das Einkochgut heraus und das Vakuum ist eher Glückssache. Je größer das Glas, desto mehr Luft muss drin sein. Man sagt so zwischen einem und vier Finger breit.
Ich fülle meine Marmeladen immer in die 230 ml-TO-Gläser ab. Meine Marmeladen enthalten nur sehr wenig Zucker, geliert werden sie mit Agar-Agar. Bis vor Kurzem ist immer alles gut gegangen. Nun ist mir aber bei 2 verschiedenen Produkten Folgendes passiert: Abgefüllt wie immer, Gläser haben Vakuum gezogen wie immer, in den Vorratsschrank geräumt. Nach ein paar Wochen hole ich ein Glas raus, kein Vakuum mehr. Nach ein paar Tagen alle Gläser nochmal kontrolliert - alles gut. Ich hole ein Glas raus in die Küche, Glas hat noch Vakuum. Kurze Zeit später, Vakuum raus. Gibt es sowas wie ein 'Scheinvakuum', oder 'Kurzzeit-Vakuum'? Woran kann das liegen? Die Marmeladen waren übrigens noch gut und lecker.
Ja, es gibt tatsächlich ein Scheinvakuum. Das ist auch das Hauptargument der Gegner vom 'Ich-dreh-das-Glas-um-nach-dem-Einkochen'. Es kann sich Einkochgut zwischen Glas und Dichtung 'schieben' und es somit abdichten. Trocknet das dann aus, ist der Unterdruck weg. Das ist allerdings sehr selten und kommt nicht vor, wenn man sauber und schnell arbeitet. Normalerweise war die Einkochzeit/Kochzeit zu kurz, wenn so etwas mit mehreren Gläsern einer Ladung passiert. Oder der Inhalt war schon leicht verdorben. Manchmal kann man das nicht erkennen.
Mein Tipp: schnell, heiß und sauber arbeiten. Speziell die Ränder immer sauber halten. Und nur einwandfreie Dinge einkochen. Faulige Stellen abschneiden, reicht nicht immer aus.