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Steffi erklärt

Kunststoff, die Verpackung der Zukunft

Eine schlechte Nachricht für alle Kunststoffgegner: Die Verpackung der Zukunft besteht aus Kunststoff.

Warum das so ist, in welche Richtung die Verpackungen von morgen gehen und welche Meinung ich dazu habe, erfahrt Ihr hier.

Warum Kunststoff die Verpackung der Zukunft ist

Wie viele von Euch wissen, bin ich auf das Haltbarmachen spezialisiert. Dennoch liegt mein beruflicher Schwerpunkt auf Verpackungen - insbesondere auf Glas. Vor Kurzem war ich bei einem Meeting mit einem großen Discounter, bei dem es um die Zukunft von Verpackungen ging und die Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Bei den Gesprächen standen Verpackungslösungen für so genannte FMCG-Dinge im Vordergrund - das bedeutet 'Fast Moving Consumer Goods', wörtlich übersetzt: ‘sich schnell bewegende Verbrauchergüter’. Also Dinge, die wir in unserem täglichen Leben viel verwenden wie z. B. Shampoo, Zahnpasta, Waschmittel, aber natürlich auch Lebensmittel. Die Gespräche waren sehr beeindruckend und ich möchte Euch in meinem Video davon erzählen.

Zunächst zur rechtlichen Seite. Demnächst soll eine neue Verpackungsverordnung der EU in Kraft treten. Die wichtigsten Ziele sind:

  1. Die Verpackung muss zu mindestens 70 % recyclefähig sein.
  2. Mindestens 30 % der Verpackung muss aus recyclebarem Rohstoff bestehen.
  3. Das Verpackungsgewicht soll minimiert werden.

Das führt als Konsequenz zu Verpackungen aus Plastik. Denn Plastik ist leicht zu verarbeiten mit relativ geringem Energieaufwand. Es ist zum Teil 100 % recyclebar. Und es ist leicht, womit es die Anforderungen, beim Transport nicht schwer zu sein, erfüllt. Glas ist zwar auch 100 % recyclebar, wiederverwendbar und kann endlos lange benutzt werden, aber es ist schwerer und energiereicher in der Produktion.  Für tägliche Verbrauchsgüter wie Shampoo, Bodylotion oder Zahnpasta ist Plastik eindeutig besser.

Hier zwei gute Beispiele für fortschrittliche Plastikverpackungen, für die neue sinnvolle Lösungen entwickelt wurden:

  1. Sprühpumpen: Sie hatten bisher ein kleines Metallteil in ihrer Pumpe, waren also nicht komplett recyclefähig. Inzwischen ist ein neues, metallfreies Pumpensystem entwickelt worden, das mit dem zugehörigen Behälter insgesamt recycelt werden kann.
  2. Tubenkappen: Bisherige Tubenkappen z. B. für Kosmetika verschwendeten viel überflüssigen Platz und enthielten mehr Material, weil sie erhöht waren. Flache Kappen, die direkt aufliegen, sind viel nachhaltiger, weil viel Plastik und Platz eingespart werden.

Meine Meinung dazu

Plastikverpackungen haben einen schlechten Ruf und werden von vielen verteufelt. Das liegt meiner Meinung nach an einer falschen Informationspolitik. Dass wir in den vergangenen Jahren zu viel Plastik produzierten und konsumierten und damit unsere Natur nachhaltig geschädigt haben, ist unumstritten. Dieses Problem muss gelöst werden.

Plastik generell zu verurteilen, halte ich für falsch. Ich denke, die Menschen müssen besser informiert werden, um sich selbst ein objektives Bild machen zu können. Mit entsprechenden Informationen an der Hand, kann jeder selbst entscheiden, was er im Haushalt verwenden möchte. Wenn ich mich entscheiden kann, ob ich meine Marmelade in Plastik oder Glas füllen soll, ist die Wahl klar und eindeutig. Plastikfreie Verpackungen wird es sicher weiterhin geben. Auch sollte man immer nach sinnvollen Kunststoff-Alternativen suchen, wenn es darum geht, unsere Natur zu schützen. Aber bei manchen Dingen lässt sich Kunststoff offenbar nicht so einfach ersetzen.

Fragen und Antworten

Zuschauer: Donnerwetter - was für ein interessanter Beitrag. Ich freue mich, dass Du, als "Glas-Fachfrau" so objektiv mit dem Thema umgehst. Absolut richtig ist, dass es auf uns selbst ankommt, wie wir mit den Dingen umgehen. Wir verwenden etliche Dinge aus Plastik - aber diese für lange Zeit, meist Jahre. Wir verwenden also beides - Glas und Plastik - gezielt auf das, was hineinkommt. Glas ist einfach etwas Schönes!

Steffi: Lieben Dank!

Also Steffi, jetzt bin ich von Dir aber sowas von enttäuscht! Ja, Kunststoff ist leicht ect. Aber wir wissen mittlerweile auch alle über Mikroplastik und die schädlichen Auswirkungen auf die Natur, Tiere und uns Menschen. Es gibt festes Shampoo, Seife, Zahnpulver ... etliche Möglichkeiten, diesen Plastikmüll zu umgehen. Ja, man muss sich darüber ein paar Gedanken machen, aber es geht. Jetzt kommst Du um die Ecke mit Lobgesang auf dieses Zeug, unglaublich enttäuschend!

Ich denke, da hast Du vielleicht etwas missverstanden. Ich sage, dass die Ausrichtung der Industrie für die Zukunft Plastik ist. Ich habe nicht gesagt, dass ich es gut finde. Dennoch wird es so sein, ob Du und ich es gut finden oder nicht. Und ich finde sehr wohl, dass das ausgesprochen werden sollte. Zu sagen, dass es Anwendungen gibt, wo Plastik unabdingbar ist, denke ich, sollte ich sagen dürfen, denn auch das ist eine Tatsache, die man mögen kann oder nicht. Aber auch das bedeutet nicht, dass es ein Lobgesang auf Kunststoff ist.

Das Problem ist nicht das Plastik, sondern der Mensch. Wir hätten die intellektuellen Grundvoraussetzungen für eine sinnvolle Verwendung, aber Mensch nutzt sie nur partiell. Plastik generell zu verurteilen, ist, wie Du sagst, sinnentleert. Etwa in der Medizin, wo viele Behandlungen unmöglich wären, ist es eine große Errungenschaft. Ich könnte im Wohnmobil auch kein Wasser eingekocht mitnehmen, das wär dann ein Schwerlaster. Die Zukunft gehört der Müllvermeidung, sinnvoller als die beste Verpackung. Wir benutzen festes Shampoo, Apfelessig statt Haarbalsam und Seife. So kaufe ich möglichst alles unverpackt, in Großmengen und möglichst direkt bei Produzentinnen. Unsere Zukunft hängt davon ab, ob die Mehrheit der Menschheit ihren Verstand nutzen wird, sozial verträglich leben will und von klein an entsprechend geschult wird. Nicht die Manager von Aldi, Lidl und Co entscheiden, sondern WIR!

Super!!!

So ist es in der heutigen Zeit, man kann zu kaum einem Thema objektiv antworten, ohne politisch zu werden. Ich vertrete dieselbe Meinung wie Du, es sollte jeder für sich entscheiden, was er für Verpackungen nutzt. Zum Einfrieren liebe ich die Behälter von Mepal und werde das auch tun, solange es sie gibt, auch wenn sie aus Kunststoff sind. Wenn ich auf Reisen bin, verwende ich Kunststoffbeutel zum zusätzlichen Verpacken von zerbrechlichen Dingen mit flüssigem Inhalt, ganz einfach, weil ich beim möglichen Sturz die Sauerei im Gebäck vermeiden möchte. Jeder soll es machen, wie er es mag, und nein, ich gehöre nicht zu jenen die ihren Plastikmüll in Gewässern entsorgen. Denn das wird bestimmt das meistgenannte Argument der Gegner von Plastik sein.

Danke!

Ich teile zum Großteil Ihre Meinung. Ja, jedes Material hat, sinnvoll eingesetzt, seine Berechtigung. Was ich im Lebensmittel-Bereich vermisst habe, ist die generelle Vermeidung, z. B. Bio-Bananen zu 3 Stück in Plastiktüte eingeschweißt. Kosmetikverpackung könnte auf Plastikfolie um Pappkarton verzichten. Karton verkleben oder Siegel. Bei den Pumpaufsätzen könnte man eine DIN einführen, dann wären die universell weiter verwendbar, würde es die Behälter ohne Pumpe geben. Oder der Sprüher wäre einfach ein einzelner Haushaltsgegenstand und müsste weit weniger recycelt werden. Der Irrsinn, Strohalme an Getränken zu verbieten, deren Verpackung nun einen Schraubdeckel mit doppelt so viel Plastik hat. 50 g Obst, Salate etc. für 1 Portion in einer Plastikschale mit Folie außen rum. Warum? Für diese ganze Kosten könnte im Supermarkt eine "Lose Theke" mit 1 Mitarbeiter stehen. Generell sollten wir viel mehr zur losen Ausgabe zurückkehren, um Ressourcen zu sparen. Bei vielen Produkten wäre das kein hygienisches Problem oder lösbar. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Was mir auch fehlt: der Gedanke an Mikroplastik in Getränken, Essen, Kleidung usw. und vor allem im Kompost. Wir werden systematisch immer kränker. Und leider unterschätzen die Firmen immer noch den Verbraucher bzgl. Verpackung. Beruhigend und erfreulich, dass sich Firmen wirklich Gedanken machen, statt nur auf Gesetzesvorgaben zu reagieren, die häufig eine Verschlimmbesserung bedeuten. Ich kaufe gerne Großpackungen, auch beim Fleischer, lieber 2 kg statt 4 x 250 g. Das Zuviel wird mitverarbeitet und eingefroren oder eingekocht. Weniger Müll, weniger Energie, weniger Fahrten zum Einkauf usw. Unser Problem ist, jederzeit alles in Portionen zur Verfügung haben zu wollen.

Das verstehe ich gut. Ich bin ganz Deiner Meinung, dass das wichtig ist. Allerdings wird darüber bereits sehr viel diskutiert. Ich habe dieses Video bewusst darauf eingeschränkt, auszusagen, dass die Industrie in der Zukunft auf Kunststoff setzt, egal, was wir sagen oder finden. Ich freue mich, dass Du das Thema aufgreifst und ansprichst, denn dafür war dieses Video gedacht. Ich hoffe, dass viele Menschen Deinen Beitrag lesen.

Mir gefällt besonders gut Dein Fazit am Ende des Videos. Wenn jede und jeder von uns sich sein Bild machte auf Basis von Fakten und Wissen statt anhand von Meinungen, kämen wir schon ein gutes Stück weiter. Wir hätten dann vielleicht immer noch unterschiedliche Haltungen oder würden nicht alle die gleichen Schlüsse aus den vorliegenden Erkenntnissen ziehen, aber auch das wäre ja dann völlig ok.

Ich sehe das genauso. Das ist ja auch genau die Vorgehensweise bei den Videos: Ich schlage Lösungen vor. Ob und in welchem Umfang man sie dann umsetzt, entscheidet am Ende jeder selber.