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Steffi erklärt

Twist-Off-Deckel mit und ohne PVC - Vorteile und Anwendung

Dichtungen von 'normalen' Twist-Off-Deckeln für Einmachgläser bestehen meistens aus PVC, einem festen Kunststoff, dem Weichmacher zugefügt wurden. Dadurch werden die Dichtungen elastischer. Das ist wichtig, denn sonst hätte der Deckel nicht die Funktion, die wir zum Einmachen brauchen. Inzwischen gibt es aber auch TO-Deckel mit einer PVC-freien Dichtung, die keine Weichmacher enthält.

Da wir immer wieder gefragt werden, wie man diese Deckel benutzt und ob man sie für alles verwenden kann, möchte ich diese Frage hier gern klären. Außerdem werfe ich einen kurzen Blick auf die spannende Entwicklungsgeschichte der Deckeldichtungen und was sich bis heute verändert hat.

Über PVC in TO-Deckeln und den Umgang mit PVC-freien Verschlüssen

In meinem Video erkläre ich Euch den Unterschied zwischen PVC-haltigen und PVC-freien Dichtungen in Deckeln und deren Vorteile. PVC-Dichtungen haben den Ruf, gesundheitsschädlich zu sein, da Schadstoffe aus der Dichtung migrieren, d. h. in Lebensmittel übergehen könnten. Diese Angst muss man bei in Europa hergestellten Deckeln nicht haben, denn sie entsprechen europäischen Standards, was bedeutet, dass sie so gut wie keine schädlichen Stoffe enthalten, die migrieren könnten. Die Ausnahme bilden ölhaltige Lebensmittel, denn Ölhaltiges kann unter Umständen Schadstoffe herauslösen.

Aus diesem Grund brachte die Firma Pano Deckel mit PVC-freien Dichtungen heraus, die speziell zur Aufbewahrung öl- und fetthaltiger Lebensmittel geeignet sind, aber natürlich auch für alles andere verwendet werden können. Zu erkennen sind die sogenannten BLUESEAL-Deckel an ihrem blauen Dichtungsring. Da diese Dichtungen keine Weichmacher enthalten, erfordern die Deckel eine andere Handhabung. In meinem Video erkläre ich Euch, wie man sie verwendet, was es mit den Bezeichnungen 'past.' und 'ster.' auf sich hat und ob man ganz auf PVC-freie Verschlüsse umsteigen sollte.

Schadstoffe in Twist-Off-Deckeln? Eine kleine Entwicklungsgeschichte

Im Jahr 2005 gab es eine Untersuchung in Dänemark, die Gläser mit fetthaltigen Lebensmitteln auf deren Schadstoffbelastung überprüft hat. Diese Studie löste damals großen Wirbel aus, denn vorher hatte man sich über Dichtungen keine großen Gedanken gemacht. Hauptsache, sie waren steriliersier- oder pasteurisierfest und weich genug, um dicht zu schließen. Das änderte sich nun schlagartig. Wie die Politik und Industrie darauf reagierte und wie und warum die Situation schließlich zu einem guten Ende führte, erzähle ich Euch in diesem Video. Außerdem erfahrt Ihr viel Interessantes über die Materialbeschaffenheit von Dichtungen und warum sich Schadstoffe nur bei öl- und fetthaltigen Füllgütern aus den Dichtungen lösten, Marmelade davon aber nicht betroffen war.

2011 kam eine EU-Verordnung heraus, die den Gebrauch von Weichmachern und die Migrationswerte europaweit regelt. An diese Richtlinien halten sich alle europäischen Hersteller. Das heißt, dass Ihr jeden TO-Deckel, der in Europa produziert wird, bedenkenlos verwenden könnt - ob mit oder ohne PVC. Die einzige Einschränkung besteht bei fetthaltigen Lebensmitteln, für die Ihr besser PVC-freie Verschlüsse nehmt. Für Marmelade und säurehaltige Lebensmittel könnt Ihr ohne Weiteres auf reguläre TO-Deckel zurückgreifen, die weichere Dichtungen haben und deshalb etwas einfacher in der Handhabung sind.

Fragen und Antworten

Zuschauer: Da ich selten etwas in Öl einlege, dafür aber gerne mit Essig arbeite, treibt mich die Frage nach der Verträglichkeit der TO-Deckel mit Säuren viel mehr um. Kann man eigentlich in Öl Eingelegtes auch pasteurisieren?

In Öl Eingelegtes würde ich nicht pasteurisieren, weil die Erhitzung dem Öl nicht wirklich guttut. Es wäre allerdings egal, wenn man sowieso erhitztes Öl nimmt. Dann geht es natürlich. Bei Säurehaltigem kommt es immer auf den Säuregehalt an. Einen 'normalen' Säuregehalt, wie bei eingelegten Gurken etc., kann so ziemlich jeder Deckel ab. Haben wir allerdings einen höheren Säuregehalt, leiden die Lacke (der Teil des Deckels, an dem nicht die Dichtung ist). Wir haben deshalb den BLUESEAL Deckeln TO 82 Holzdekor und Kupfer eine spezielle Säurebeschichtung zugefügt.

Ich wüsste gerne, ob es auch PVC-freie Deckel für meine Belange gibt. Ich benutze Twist-Off-Deckel für meinen Honig. Da ist es nicht gut, wenn ich feuchte Deckel auf das Glas schraube. Der Deckel muss aber trotzdem gut abdichten, damit der Honig kein Wasser aus der Umgebungsluft ziehen kann. Gibt es da eine Möglichkeit auf PVC-freie Deckel umzusteigen?

Es gibt viele Imker, die auf PVC-frei umgestiegen sind. Es gibt zwei Herangehensweisen. Einmal gibt es für manche Twist-Off-Größen PVC-freie Deckel, die extra für Kaltabfüllung sind. Das ist immer zu bevorzugen. Es gibt aber auch Imker, die ganz normale BLUESEAL Deckel nehmen und auch keine Probleme mit der Dichtigkeit haben. Das muss einfach im Voraus getestet werden, wenn man eine neue Glas-/Deckel-Kombination nimmt.

Deckel, die zum Pasteurisieren geeignet sind, und Deckel, die zum Sterilisieren geeignet sind, unterscheiden sich natürlich in der Temperatur, die sie aushalten können. Kann ich nicht einfach für alles Deckel, die zum Sterilisieren geeignet sind, nehmen? (Sie sind wahrscheinlich teurer.) Du erwähnst ja im Video, dass man versucht, einen Kunststoff zu finden, der für beides geeignet ist. Warum also nimmt man nicht einfach den fürs Sterilisieren? Ist das nur eine Kostenfrage (bei Euch zumindest nicht)?

Die Deckel werden ja hauptsächlich für die Industrie produziert und da werden die richtigen Dichtungen für die jeweiligen Produktionsgüter verwendet. Da wird keine 'einer für alles'-Lösung gebraucht. Die sterilisierbaren Deckel haben eine härtere Dichtung, was im Handgebrauch tatsächlich gelegentlich zu Schwierigkeiten führen kann, wenn man damit nur heiß einfüllt. Die pasteurisierbaren Verschlüsse können reißen, wenn sie bei Temperaturen von über 100 °C benutzt werden. Deshalb empfehle ich schon, die richtigen Deckel für die jeweiligen Aktionen zu nehmen. Der PVC-freie Werkstoff gibt allerdings eventuell tatsächlich die Möglichkeit, einen für beides zu haben. Wir werden sehen. Aber es ist keine Kostenfrage. Es tut sich nicht viel, ob es past. oder ster. ist.

Ihr habt nur die blauen PVC-freien Dichtungen, ja? Wenn ich also im Set (z. B. Bella Minimalist) Deckel in Weiß bekommen habe, dann ist da PVC drin? Und die zweite Frage: Sterilisierbare Deckel sind doch auch zum Pasteurisieren geeignet, oder?

Bei uns sind alle weißen Dichtungen die 'normalen PVC-Dichtungen'. Wir haben nicht alle BLUESEAL Verschlüsse in allen Farben und es gibt immer noch mehr Kunden, die die normalen Deckel wollen. Und ja, Du kannst sterilisierbare Verschlüsse zum Pasteurisieren/Heißabfüllen nehmen. Es gibt nur manchmal kleine Ausnahmen, in denen die sterilisierbare Dichtung im kalten Zustand nicht richtig abdichtet. Wird sie aber erhitzt, geht es wieder.

Andere Frage zu den Deckeln: Ich bekomme die oft nicht auf und solche 'Öffner' zerdrücken mir den Rand. Ist es für die Deckel problemlos (im Sinne ihrer Wiederverwendbarkeit), wenn ich sie in der Nähe der Nut von unten mit einem Löffelstiel 'aufdrücke' (um Luft reinzubekommen)?

Leider verbiegt man die Deckel auch mit der Löffeltechnik etwas, was zu Problemen führen kann (aber nicht muss). Der beste Öffner, der sich seit Jahrzehnten bewährt hat, ohne die Deckel zu beschädigen, ist dieser HIER.

Sollten BLUESEAL Deckel bei ölhaltigen Sachen bzw. in Öl Eingelegtes oder auch bei normalen Gerichten verwendet werden, wo nur ein Schuss Öl mit dabei ist? Ab welcher Lagerdauer würde ein normaler Deckel ggf. Schaden nehmen beim zweiten Fall?

Es geht hauptsächlich um 'freies Öl', das mit der Dichtung in Berührung kommt oder kommen kann, d. h. bei 'normalen Gerichten' ist der Deckel nicht so notwendig. Die Lagerdauer, hm, das ist wieder so eine Sache. Der Hersteller garantiert 2 Jahre nach Produktionsdatum, weil er es muss. Den Abfüllern ist das, denke ich, ziemlich egal, denn wenn die Ware in den Verkehr gegangen ist, hat diese wieder ihr eigenes Haltbarkeitsdatum, bei der die 'Haltbarkeit' des Deckels keine Rolle spielt. Und im Haushalt ist es sowieso alles auf eigenes Risiko, denn dafür waren sie ja eigentlich gar nicht gemacht (kein TO-Verschluss wurde dafür konzipiert).

Wenn ich jetzt bei meinen Einmachgerichten, z. B. Letscho, Öl zum Anbraten von Zwiebeln verwende, soll ich das Glas dann nicht mehr auf den Kopf stellen? Oder ist das bei einer so geringe Menge Öl kein Problem?

Es hat immer damit zu tun, wie lange und wie viel Öl mit der Dichtung in Kontakt kommt. Ich denke nicht, dass es ein Problem ist, wenn Du die Gläser für ein paar Minuten auf den Kopf stellst und danach aufrecht lagerst.

Wurden denn auch Untersuchungen hinsichtlich der Weichmacher mit anderen Stoffen durchgeführt, z. B. mit Salz, Essig oder "starken Fruchtsäuren"?

Es gibt bestimmte Umstände, die immer getestet werden. Dazu gehören 'normale' Säurewerte (essbar), Alkohol und Temperaturwerte. Man kann also davon ausgehen, dass die europäischen Deckel - 'normales Einkochgut', auch was Säuren, Salz und Alkohol betrifft, aushalten. Wenn es um hohe Säuregehalte geht, muss der Deckel auf eine bestimmte Art produziert werden, dabei geht es weniger um die Dichtung, sondern um die Innenbeschichtung.

Die 'normalen Deckel' sind z. B. nicht gut für Fermentation geeignet. Dabei geht der pH-Wert gern mal auf 4,5. Bleibt das Füllgut permanent in Kontakt mit dem Deckel, löst sich die Innenbeschichtung auf und das Metall darunter rostet. Wenn ein Hersteller so etwas braucht, muss er eine Spezialproduktion machen lassen. Ich hoffe, das beantwortet die Frage!