Twist-Off-Verschluss mit blauem Ring – BLUESEAL Deckel
Man findet im Handel immer öfter Twist-Off-Deckel mit einem blauen Dichtungsring. Was es mit dem sogenannten BLUESEAL Deckel auf sich hat, warum es ihn gibt, wie und wofür man ihn verwendet, erkläre ich Euch hier.
Außerdem erzähle ich Euch von meinem Besuch bei der Firma Pano, die diesen Verschluss entwickelt hat. Ich hatte dabei die Gelegenheit, ein tolles Interview mit dem Geschäftsführer Thomas Stock zu führen, in dem er über die spannende Entstehung des ersten PVC-freien TO-Deckels berichtet.
Inhaltsverzeichnis
Wofür verwendet man TO-Deckel mit blauem Dichtungsring?
BLUESEAL Deckel sehen auf den ersten Blick wie gewöhnliche Twist-Off-Verschlüsse aus. Schaut man sich aber ihre Dichtung ab, erkennt man einen blauen Dichtungsring, den andere Deckel nicht haben. Dieser zeigt an, dass es sich um die von der Firma Pano produzierten BLUESEAL Verschlüsse handelt, deren Dichtung aus einem PVC-freien Werkstoff besteht, der keine Weichmacher enthält. Weichmacher sind in herkömmlichen TO-Deckeln enthalten, weil ihre Dichtungen ohne sie sehr hart wären und deshalb nicht so gut abdichten.
Zum Einkochen von Marmelade und anderen Lebensmitteln sind 'normale' TO-Deckel perfekt geeignet und völlig unbedenklich. Doch bei ölhaltigen Inhalten wie Pesto können sich gesundheitsschädliche Stoffe aus der Dichtungsmasse herauslösen. Hierfür wurden die PVC-freien Twist-Off-Verschlüsse BLUESEAL entwickelt. Deren Dichtung ist etwas härter, weshalb sie vor der Abfüllung in warmem Wasser (50 °C reichen in der Regel) vorgewärmt werden sollten. Dadurch werden die Dichtungen etwas weicher und schließen besser.
Woraus diese Dichtungen bestehen und was bei ihrer Verwendung zu beachten ist, erkläre ich Euch in diesem Video.
Über den Besuch beim BLUESEAL-Hersteller Pano
In diesem Video stelle ich Euch die Firma Pano aus Itzehoe vor, die seit über 10 Jahren den BLUESEAL Deckel produziert und damit auf eine spektakuläre dänische Studie reagierte. Diese stellte 2005 fest, dass sich bei fetthaltigen Füllgütern Schadstoffe aus den Dichtungen der Verschlüsse herauslösten. Daraufhin stellte Pano seine Produktion um und entwickelte Twist-Off-Deckel für öl- und fetthaltige Lebensmittel, deren Dichtungen ohne PVC und Weichmacher auskommen. Die PVC-freie Dichtung besteht aus thermoplastischen Elastomeren (TPE) und wird flüssig in den Verschluss eingespritzt. Anders als bei PVC-haltigen Dichtungen, deren Herstellung mit hohem Energieverbrauch und CO2-Ausstoß verbunden ist, braucht die BLUESEAL-Dichtung keine hohen Temperaturen bei der Trocknung im Ofen. Dadurch werden enorme Mengen an Energie und CO2 gespart. 2021 stellte das Unternehmen komplett auf grünen Strom um, das heißt, BLUESEAL Verschlüsse sind viel nachhaltiger als herkömmliche Deckel.
Bei meinem Besuch der Firma Pano führte ich ein interessantes Interview mit dem Geschäftsführer Herrn Stock, in dem er mir erklärte, wie es zu der Entwicklung des BLUESEAL Deckels kam. Die dänische Studie sorgte 2005 in der Deckel-Industrielandschaft für einen regelrechten Knall. Die EU beschloss daraufhin, bestimmte Werte bei Verschlüssen für öl- und fetthaltige Füllgüter festzulegen, die aber die üblichen Weichmacher-haltigen PVC-Dichtungen nicht erreichen konnten. Keine der großen Firmen, die TO-Deckel herstellte, traute sich, den Schritt in Richtung PVC-freie Dichtungen zu machen. Nur die Firma Pano bewies den Mut und entwickelte eine industriell gefertigte Lösung, die sie 2011 anbot und im Laufe der Jahre immer weiter ausbaute. In den Jahren von 2011 bis 2017 produzierte Pano noch parallel beide Dichtungen, 2018 stellte die Firma ihre Produktion komplett um und fertigt seitdem nur noch PVC-freie TO-Deckel.
Für die Deckelindustrie war das eine riesige Innovation. Inzwischen werden von 3,5 Milliarden Verschlüssen, die in Deutschland benötigt werden, schon ein Drittel in der PVC-freien Variante produziert. Pano hat dabei mit 45 Prozent Marktanteil eine führende Position. Für das Unternehmen ist dieses Verschlusssystem unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Lebensmittelsicherheit die einzig richtige Variante. Der Erfolg gibt ihm recht!
Fragen und Antworten
Zuschauer: Kann man als Laie bei gekauften Flaschen oder Gläsern vom Supermarkt erkennen, ob es sich bei BLUESEAL Deckeln um pasteurisierfähige oder sterilisierfähige Dichtungen handelt? Wenn dem so wäre, könnte man solche Deckel wiederverwenden?
Steffi: Es gibt noch nicht viele Erfahrungswerte zu der Wiederverwendbarkeit der BLUESEALS. Der Hersteller empfiehlt, sie nur einmal zu nutzen, weil sie dafür ja auch produziert werden. Ich habe inzwischen festgestellt, dass sie sich gut wiederverwenden lassen. Wenn im Handel nicht draufsteht, wie die Deckel beschaffen sind (sterilisierbar oder pasteurisierbar), kann man es nicht erkennen. Selbst ich kann das nicht.
Ich möchte gern Fleisch bzw. Wurst einkochen in kleinen 230er Sturzgläsern mit TO-Deckeln. Im Schnellkochtopf, wegen Botulismus. Was nehme ich nun für Deckel? Die BLUESEAL sind gut bei Fett, die anderen zum Sterilisieren über 100 °C?
Wenn Du die Wurst in den Gläsern im Schnellkochtopf einkochen möchtest, solltest Du sterilisierbare Deckel nehmen. Unsere BLUESEALS sind in der Regel 'nur' pasteurisierfest. Demnach wäre es besser, bei handelsüblichen Deckeln zu bleiben. Natürlich ist es nicht schön, wenn die Möglichkeit besteht, dass das Fett Schadstoffe aus dem Deckel löst. Aber das tut es auch bei 'normalen Deckeln' nur unter Umständen.
Ist die Dichtung ständig in Kontakt mit flüssigem Öl wie bei Pesto, geschieht es eher, als wenn beim Einkochen etwas Fett darankommt, das später hart wird, wie beim Einkochen von Fleisch. Zudem gab es keine bestätigten Krankheitsfälle aufgrund von Deckelschadstoffen in den letzten Jahrzehnten. Ich denke, Du kannst beruhigt die normalen sterilisierfesten Deckel nehmen. Das tun fast alle Schlachtereien auch.
Ich habe mir ein Gläschen eingelegte Knoblauchzehen gekauft, wo auch so ein blauer Ring drin ist, heißt das, ich sollte diese Gläschen auch nur für Eingelegtes nehmen, nicht für Marmelade?
Nein, Du kannst nur nicht jeden Deckel für in Öl Eingelegtes nehmen. Aber Du kannst jeden Deckel für Marmelade nehmen, auch die, die vorher für Eingelegtes verwendet wurden.
Ich habe in Eurem Shop diese Deckel bestellt: 4 x Deckel-Sortiment Obstdekor - 21er-Set (und das Gleiche noch mal in Gold). Ich finde jedoch nicht die Information, ob ich diese Deckel für Marmelade verwenden kann. Welche Hitze können diese Deckel aushalten, ohne dass die weiße Dichtung Schadstoffe freisetzt. Darf ich sie vor dem Anschrauben kurz in kochendes Wasser werfen?
Die Deckel sind für Inhalte bis 100 °C und normalen Säuregehalt geeignet. Und um Dir noch etwas mehr Sicherheit zu geben: Alle TO-Deckel aus der EU sind immer mindestens für Marmelade und 100 °C geeignet. Aufpassen muss man nur, wenn man Öliges, sehr Säurehaltiges oder deutlich über 100 °C abfüllt.