Fermentieren im Glas
Lebensmittel durch Fermentation haltbar zu machen, ist eine Konservierungsmethode, die immer beliebter geworden ist. Deshalb möchte ich Euch hier praktisches Zubehör zum Fermentieren vorstellen und der Frage nachgehen, ob man nicht auch normale Einmachgläser dafür verwenden kann. Man kann!
Welche das sind, erfahrt Ihr hier.
Gläser zum Fermentieren
Es gibt zahlreiche Fermentationsbehälter, die das Selbermachen von Sauerkraut, Kimchi, Kombucha oder fermentiertem Gemüse erleichtern. Ich habe einige Geräte dafür gekauft, um sie zu testen, und stelle sie Euch in meinem Video vor. Außerdem zeige ich Euch, wie man in normalen Einmachgläsern auch sehr gut fermentieren kann (ab Minute 7:18).
- Drahtbügelgläser eignen sich perfekt zum Fermentieren. Sie üben durch ihren Bügelverschluss zwar einen ziemlich starken Zug auf die Dichtung aus, aber man kann das Glas auch ohne Gummiring verwenden. Dann hat der Deckel mehr Spiel und die bei der Fermentation entstehenden Gase können mühelos entweichen. Beachten sollte man, dass die verzinkten Drahtbügel stumpf werden können, wenn sie mit der Flüssigkeit in Berührung kommen. Bügelgläser werden häufig zum Fermentieren und Einlegen verwendet, denn durch ihre weite Öffnung lassen sie sich super befüllen.
- WECK-Gläser sind ebenfalls sehr gut für die Fermentation geeignet, indem man den Glasdeckel mit oder ohne Gummiring und ohne Klammern auf das Glas legt. Die Gärgase können dann mühelos entweichen, aber Verschmutzungen von außen gelangen nicht ins Glas. Super ist die große Öffnung zum Einfüllen. Ein weiterer praktischer Vorteil: Die WECK-Deckel können als Fermentiergewichte dienen. Denn der jeweils kleinere Deckel passt perfekt in das Glas hinein und hält das Fermentiergut unter Wasser.
Natürlich können auch andere Einmachgläser zum Fermentieren verwendet werden. Hilfreich ist es, wenn der Deckel ein Loch für ein Gärröhrchen hat. In unserem Shop findet Ihr einige Beispiele dafür.
Fermentieren in Einmachgläsern
In diesem Video geht es ums Fermentieren in Gläsern mit Metalldeckeln, warum diese Deckel manchmal rosten und was man dagegen tun kann.
Bei meinem S-Glas, das supergut zum Fermentieren geeignet ist, stellte sich ein Problem heraus: Bei manchen Kunden begann der Metalldeckel zu rosten. Woran das liegen kann, möchte ich Euch erklären. Wenn wir z. B. sauer einlegen und das Glas mit einem Twist-Off-Deckel verschließen, hält die säuregeeignete Dichtung die Säure ab, außerhalb des Deckels zu gehen. Die Dichtung hält das aus, die schützende Innenbeschichtung des Deckels aber manchmal nicht. Sie kann sich auflösen und der Deckel rostet dann. Beim Fermentieren ist es anders. Der Inhalt gärt im Glas, die Flüssigkeit fängt an zu blubbern, wird durch die Gase durch die Dichtung gedrückt und landet am inneren Deckelrand. Und da bleibt sie für mehrere Tage. Das verträgt das Blech nicht. Selbst Edelstahl kann unter solchen Umständen rosten.
Wollen wir verhindern, dass die Flüssigkeit durch die Dichtung herausgedrückt wird, brauchen wir ein Ventil, das die Luft nach oben ablässt. Da gibt es zum Beispiel den HappyTappi Vakuumverschluss für CT 70-Schraubgläser. Der Edelstahldeckel hat in der Mitte ein Silikonventil. Eine weitere Lösung sind Kunststoffdeckel, die auf Säure nicht reagieren. Unser Honigdeckel ist aus säurebeständigem Kunststoff und passt auf Gläser mit einer TO 82-Mündung. Er hat zwar kein Ventil, aber wenn man ihn nicht fest zudreht, können die Gärgase entweichen. So kann man Twist-Off-Gläser super in Fermentiergläser verwandeln. Es gibt viele große Gläser, auf die der Verschluss passt.
Auch für das S-Glas gibt es Kunststoffdeckel. Es sind Trinkhalmdeckel mit einem Loch, die man prima zum Fermentieren verwenden kann. Man muss nur ein klein wenig basteln, indem man vor dem Verschließen Klarsichtfolie über die Glasmündung legt, den Deckel auf das Glas schraubt und mit einer Nadel durch das Trinkhalmloch ein kleineres Loch in die Folie sticht. Eine pfiffige Lösung: So können die Gärgase entweichen und die hochgedrückte Flüssigkeit quillt an der Seite nicht heraus.
Ich möchte gern weitere Lösungen finden, um Gläser, die wir haben, für möglichst viele Anwendungen benutzen zu können. Wir arbeiten daran. Am Ende des Videos zeige ich Euch noch, wie man das S-Glas und andere Schraubgläser mit einer CT 70-Mündung durch HappyTappi-Verschlüsse mit Löchern in ein Sprossenglas verwandeln könnt.
Steffis Glasgewicht zum Fermentieren und Einlegen
Über diesen Artikel freue ich mich ganz besonders. Ich habe lange darum gekämpft, jetzt ist es da: unser selbst produziertes Beschwerungsglas zum Fermentieren. In meinem Video stelle ich Euch Steffis Glasgewicht vor (ab Minute 4:00).
Mir war es wichtig, dass das Fermentiergewicht in unser übliches TO 82-Glas passt. Die herkömmlichen Glasgewichte aus China sind meistens auf die amerikanischen Mason Jar-Gläser mit einer 86er-Mündung angepasst. Die können wir aber nicht für unsere Gläser verwenden. Das ärgerte mich. Andere Gewichte sind für sehr große Gläser mit einer riesigen Füllmenge geeignet. Aber wer will denn 4 kg Karotten fermentieren und im Kühlschrank lagern? Ich finde kleine Portionen viel besser, die man in ein paar Tagen verbrauchen kann und gut in den Kühlschrank passen.
So kamen wir auf die Idee, unser eigenes Glasgewicht produzieren zu lassen, das perfekt auf unsere Gläser zugeschnitten ist, und fanden ein Glaswerk in Italien, das es uns herstellt. Steffis Glasgewicht passt problemlos in ein Glas mit einer TO 82-Mündung. Es hat einen handlichen Griff mit Einkerbungen, an dem man es gut greifen kann, und eine Mulde, durch die Flüssigkeit ablaufen kann. Es drückt das Fermentiergut in die Flüssigkeit, damit es komplett mit der Salzlake bedeckt bleibt. Denn während der Fermentation darf keine Luft an die gärenden Lebensmittel gelangen. Perfekt für unsere Gläser.
Was es sonst noch zum Eintauchen des Fermentierguts gibt, sehr Ihr hier: Presselli – ideale Helfer beim Einlegen und Fermentieren
Und Tipps zum Fermentieren von Gemüse erhaltet Ihr hier: Gut Herbigshagen - Fermentierworkshop
Fragen und Antworten
Zuschauer: Ich fermentiere seit vielen Jahren und habe die beste Erfahrung mit Bügelgläsern gemacht. Allerdings sind die Bügel aus Edelstahl. Die Entlüftung funktioniert einwandfrei, auch bei geschlossenem Deckel. Das geht sehr gut. Ich lagere die ungeöffneten Fermente bis zu einem Jahr in der Küche bei Zimmertemperatur, nach dem Öffnen kommen sie in den Kühlschrank. Die Zinkbügel sind, wie du schon sagtest, nicht gut zu gebrauchen.
Steffi: Danke für das Teilen Deiner Erfahrung.
Ich fermentiere in WECK-Gläsern, allerdings verschließe ich direkt mit Klammern. Da kommt garantiert keine Luft rein, Überschüssiges geht aber raus. Der Vorteil: Ich habe immer die passende Portion und muss keine Sorge haben, dass der Rest schlecht wird. Ich benutze die 60er-Deckel zum Beschweren, die 80er klemmen bei nicht ganz vollem Glas schon mal fest. Metalldeckel sind nicht so gut fürs Fermentieren, ein Kunststoffdeckel mit Ventil, das Luft raus, aber nicht reinlässt, fürs S-Glas wäre daher ideal.
Wir arbeiten daran.
Ich fermentiere seit Jahren Sauerkraut und Paprika in ganz normalen Twist-Off-Gläsern. Die stehen erstmal 14 Tage bei Raumtemperatur auf einem hohen Tablett, wobei die Gläser zunächst nicht fest zugedreht sind. Wenn aus den Gläsern keine Flüssigkeit mehr austritt, drehe ich die Deckel fest zu und die Gläser wandern in den kühlen Keller. Mein Keller hat im Winter 6-8 °C, im heißesten Sommer max. 13 °C. Haltbarkeit mindestens 12 Monate, in einigen Fällen bis 18 Monate. Nachteil wie bei sauer Eingelegtem: Deckel rosten sehr schnell.
Das ist eine super Art, Sauerkraut zu machen! Toll!
Ich habe zum Fermentieren ein altes, mindestens 30 bis 40 Jahre altes 1 Liter WECK-Glas genommen und darauf einen Joghurt-Deckel aus Silikon, die man beim Discounter kaufen kann, gelegt. Schließt perfekt ab und ist aber nicht zu fest, sodass Luft entweichen kann. Ja, bisschen experimentieren, was altes Küchenzubehör hergibt, ist manchmal hilfreich.
Das ist eine richtig gute Idee. Vielen Dank für den Hinweis.
Ich benutze Bügelgläser zum Fermentieren. Nachdem ich mich mal ein bisschen belesen habe, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Bügelverschluss ursprünglich extra dafür konzipiert wurde: Überdruck kann entweichen, aber keine Luft kann ins Glas eindringen. Da wir beim Fermentieren ja genau das wollen, habe ich es direkt mehrfach mit Sauerkraut ausprobiert (Kohl gärt ja besonders heftig) und siehe da: Der Überdruck entweicht definitiv. Im Test waren bei mir diverse Größen, teils gebraucht, teils neu gekauft. Ich habe alle Gläser mehrfach getestet und es hat jedes Mal funktioniert. Ich benutze die weißen Gummis, die man üblicherweise im Handel bekommt (die roten geben Geschmack ab). Das Entweichen des Überdrucks hat bei mir mit neuen wie alten Gummis jedesmal tadellos funktioniert. Bei allen anderen alternativen Methoden gab es Probleme oder es war Glücksache, ob's klappt oder nicht. Ich hatte am Anfang auch Bedenken bzgl. Explosionsgefahr und habe die Gläser entsprechend sicher positioniert. Das Schlimmste, was bei mir passiert ist, war allerdings die Sauerei, die durch den entweichenden Überdruck entstanden ist, wenn ich die Gläser zu voll gemacht habe. Man kann auch die Zunge am Gummi mal leicht nach unten drücken, wenn es schon gärt, dann zischt es richtig raus.
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich hoffe, dass ihn viele lesen! Ich mag es nicht so gern, in Bügelgläsern zu fermentieren, das ist aber nur ein "persönliches Ding". Es gibt viele, die das erfolgreich und gern nutzen, und damit ist auch gar nichts verkehrt. Das Zischen finde ich übrigens auch immer wieder eindrucksvoll.
Die Glasgewichte sind perfekt! Für einen Zweipersonenhaushalt braucht's keine 2 Kilo fermentiertes Gemüse! Super Idee!
Das war der Plan. Es gibt aber auch durchaus große Gläser mit dieser Öffnung. Sie sind dann halt höher.
Wenn die Glasgewichte zum Fermentieren nicht so gut laufen, kann man sie doch noch als Handschmeichler verkaufen … Wie immer gute Überlegungen angestellt und top umgesetzt. Super.
Herzlichen Dank für den netten Kommentar.
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