Wie sicher sind Gläser aus China?
Wenn man Gläser kaufen möchte, hat man inzwischen eine große Auswahl unterschiedlicher Varianten. In Dekoläden findet man oft ausgefallene Gläser, die meist in China produziert wurden, wo man es mit den Lebensmittelbestimmungen nicht immer so genau nimmt. Daher möchte ich Euch hier gern erklären, worauf Ihr beim Kauf und der Verwendung solcher Gläser achten solltet, ob man damit auch einkochen kann und wofür sie gut geeignet sind.
Kann man mit Gläsern aus China einkochen?
In Europa haben wir eine große Glasindustrie, die Gläser in großen Mengen hauptsächlich für die Lebensmittelabfüllung herstellt. Sie unterliegen bestimmten Richtlinien, die besagen, dass die Gläser und Deckel für Lebensmittel geeignet sind und für welche Anwendungen man sie benutzen kann.
Im privaten Haushalt wollen wir nicht immer auf Standartgläser zurückgreifen, sondern bevorzugen auch ausgefallene, dekorative Formen. Das kann die europäische Industrie nicht leisten. Das bedeutet, dass der Bedarf an besonderen Gläsern meist durch in China produzierte Gläser gedeckt wird, wo es kleinere Glaswerke gibt, die kleinere Mengen produzieren. Ob man diese Gläser auch für die Haltbarmachung verwenden kann und was man dabei beachten sollte, erkläre ich Euch am Beispiel von Schraubgläsern und Drahtbügelgläsern.
Eine Sache noch vorweg: Die Gläser selbst - ob in Europa oder China produziert - sind nicht das Problem, denn Glas ist lebensmittelecht und hat nichts Schädliches, was in Lebensmittel übergehen kann. Das Problem sind die Dichtungen in den Verschlüssen.
- Schraubgläser: Schraubgläser haben Deckel aus Metall mit Lackierungen und Dichtungen, die unter bestimmten Bedingungen migrieren können. In Europa sind die Migrationswerte der Deckel festgelegt und es gibt lange Konformitätserklärungen für die Produkte, die besagen, für welche Anwendungen die Dichtungen geeignet sind: ob fürs Einlegen in Öl oder Essig, fürs Fermentieren oder Einkochen. In China sind diese Erklärungen viel kürzer und die Artikel sind angeblich für alles Mögliche geeignet. Da sollte man vorsichtig sein. Denn schaut man sich die Dichtungen der Deckel aus China an, sind sie sehr weich, was bedeutet, dass sie eine große Menge an Weichmachern enthalten, die z. B. in Verbindung mit Öl migrieren können. Die Dichtungen europäischer Deckel sind hingegen viel fester und enthalten wenig oder gar keine Weichmacher. Zum Einkochen und Einlegen sind Schraubgläser aus China daher nicht geeignet, es sei denn, man tauscht die Deckel aus und verwendet Verschlüsse, die in Europa produziert wurden. Als Vorratsgläser für trockene Lebensmittel wie Reis oder Mehl und als schöne Schmuckgläser eignen sie sich dagegen sehr gut und können ohne Bedenken verwendet werden.
- Bügelgläser: Hier haben wir ebenso nicht mit dem Glas, sondern eher mit den Dichtungen das Problem. Sie sind im Gegensatz zu europäischen Gummiringen nicht hitzebeständig und nicht zum Einkochen, Einlegen oder Fermentieren geeignet. Ebenso auch nicht die Deckel aus Porzellan oder Holz. Als Vorratsgläser für trockene Lebensmittel kann man die dekorativen Bügelgläser aus China jedoch sehr gut verwenden. Auch hier können die Dichtungen einfach gegen Dichtungsringe aus Europa ausgetauscht werden, damit die Bügelgläser mit Glasdeckel auch für die Haltbarmachung benutzt werden können.
Fazit: Gläser aus China haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, weil sie durch ihre schönen oder originellen Formen unsere Auswahl an Gläsern bereichern.
Hier findet Ihr weitere Informationen über die Materialbeschaffenheit von Dichtungen und warum sich Schadstoffe bei öl- und fetthaltigen Füllgütern aus den Dichtungen lösen können: Twist-Off-Deckel mit und ohne PVC - Vorteile und Anwendung
Woran kann man erkennen, ob Gläser aus China stammen?
Gläser aus China oder Drittländern unterliegen nicht unseren europäischen Richtlinien, daher sollte man vorsichtig sein, wofür man sie verwendet. Das Problem sind nicht die Gläser selbst, sondern die Deckel und ihre Dichtungen. Auch wenn gesagt wird, sie seien für Lebensmittel geeignet, stimmt das nur für trockene Füllgüter. Kochen wir aber ein und füllen heiß ab, können sich Schadstoffe aus diesen Dichtungen herauslösen und ins Essen übergehen. Wie können wir erkennen, wo die Gläser, die wir kaufen oder bereits gekauft haben, produziert wurden? Das erkläre ich Euch in diesem Video (ab Minute 9:47).
Leider findet man auf diesen Gläsern meistens keine Bezeichnung. Manchmal steht das Herkunftsland auf der Verpackung. Aber es gibt trotzdem Hinweise, wie man herausfinden kann, woher sie kommen. Hieran kann man es erkennen:
- Am Boden: Auf europäischen Gläsern gibt es meistens ein Herstellerkürzel im Glasboden, das bei Gläsern aus China fehlt. Wir haben normalerweise immer ein solches Kürzel des Glaswerks, welches die Gläser hergestellt hat. Wenn es z. B. ein Glas ist, das wir produzieren ließen, steht auf dem Boden G+F. Was man auch bei Gläsern aus China findet, sind Nummern, die sagen, mit welchem Werkzeug oder welcher Form das Glas hergestellt wurde. Das Land ist dadurch jedoch nicht zu erkennen. Fehlt das Herstellerkürzel, kann man davon ausgehen, dass das Glas aus China oder Drittländern stammt.
- Am Deckel: Schaut man sich die Dichtungen im Deckel an, kann man leicht erkennen, wenn sie in China produziert wurden. Sie sind unheimlich weich und geben schnell nach, wenn man mit dem Fingernagel hineindrückt. Sie sind wie unsere Deckel auch aus PVC, aber enthalten mehr Weichmacher. Diese machen die Dichtungen schön schaumig, damit sie Mündungen, die nicht ganz eben sind, gut ausgleichen. Europäische Dichtungen sind wesentlich härter. Auch optisch kann man den Unterschied erkennen. Haben die Dichtungen einen unregelmäßig verlaufenden Rand im Deckel, sind sie meistens aus China.
Die zuverlässigste Methode, bei der man weiß, woher man seine Gläser und Deckel bekommt, ist, sie bei einem Händler seines Vertrauens zu kaufen. Erwirbt man sie in Dekoläden oder Discountern sollte man immer auf die Verpackung schauen und wissen, dass man sie nicht für alles verwenden kann.
Fragen und Antworten
Zuschauer: Dass man bei den Bügelgläsern den Silikonring austauscht, habe ich schon öfter gemacht. Ich musste aber leider feststellen, dass die Gläser teilweise trotzdem nicht dicht waren, da die Bügel nicht genug andrücken und sie deshalb ausliefen, beziehungsweise Feuchtigkeit reinließen. Aus diesem Grund teste ich Gläser auf Dichtung, indem ich sie mit Wasser gefüllt 1 Stunde auf dem Deckel stehenlasse.
Steffi: Ja, es sind leider "Ziergläser". Wenn Du sicher gehen willst: Fülle die Gläser zu 80 % mit Wasser und koche sie 10 Minuten lang ein. Entsteht ein Unterdruck nach dem Abkühlen, ist alles ok. Schieres Umdrehen alleine kann das nicht simulieren.
Dein Video ist wieder sehr informativ, hätte ich von alleine niemals dran gedacht. Deckel zu ersetzen war beim Anschauen auch eine meiner ersten Ideen. Nachdem Du das auch sagst, gehe ich mal davon aus, dass auf die chinesischen Größen und "Gewinde" die europäischen Ersatzdeckel passen? Und die Gummis von WECK auch?
Ja, die meisten Deckel sind angepasst auf "unsere" Standarddeckel, so dass man sie einfach austauschen kann. Die Gummis von WECK und den Drahtbügelgläsern meistens auch.
Ich habe gehört, wenn man Gläser umdreht, dann nur, wenn die Deckel innen einen blauen Rand haben, da diese keine Weichmacher haben. Stimmt das?
Das, was da solche Probleme machte, waren die Phthalate. Inzwischen enthalten fast keine Deckel mehr Phthalate, dafür haben die EU-Regularien gesorgt (unsere Deckel haben durchgängig keine Phthalate mehr). Was die "normalen Deckel" hier und da noch haben, sind Stoffe, die bei öligen Inhalten herauslösen können. Aber Marmeladen und andere Fruchtzubereitungen können inzwischen bedenkenlos auf den Kopf gestellt werden. Was aber dennoch stimmt, ist, dass die BLUESEAL-Deckel gar nichts mehr beinhalten, was "weich macht" und deshalb zudem bei öligen Inhalten bedenkenlos genutzt werden können. Wenn Du mehr darüber wissen möchtest, schau Dir dieses Video gern an, das ich dazu gemacht habe: BLUESEAL Deckel
Könntest Du nochmal näher auf deutsche Deckel eingehen, also wenn ich jetzt einfach Marmeladengläser kaufe mit Twist-Off Deckel, auf was muss ich da achten, darf ich da alles reintun?
Die europäischen Deckel (nicht nur deutsche), die im Handel erhältlich sind, sind in der Regel alle geeignet für Marmelade (Heißabfüllung bis 100 °C), für Essigkonzentrationen für Eingelegtes (normalerweise bis 2 %, was schon ziemlich sauer ist) und eine normal verträgliche Konzentration an Alkohol. Nur bei Öl wird's schwierig. Wenn es nicht draufsteht, sind sie in der Regel nicht ölbeständig. Beim Fachhandel steht in der Deckelbeschreibung normalerweise sowas wie: "Ölbeständig bis 230 ml" (es kommt immer auf die Menge im verwendeten Glas an) oder es sagt ganz klar "ölbeständig". Das sind derzeit meines Wissens aber nur die BLUESEAL-Deckel von der Firma Pano.
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